Alles Plaketti?

Am besten, Sie übergehen alles bis zum letzten, fettgedruckten Abschnitt, wo unser Kommentar über die plakettentechnische Apokalypse zu lesen ist.

Die derzeit bestmöglichen Informationen bezüglich Feinstaubverordnung / Plakettenverordnung und Fahrverboten bekommen Sie bei www.adac.de oder www.gtue.de oder schauen Sie in die aktuelle Monatszeitschrift des ADAC.

Wir werden immer wieder gefragt, ob es nicht möglich sei, bereits nachgerüstete Fahrzeuge, die jetzt mit Schlüsselnummer 77 eingestuft sind, durch zusätzliche Massnahmen in die Euro2 zu bringen. ADAC zB spricht davon, dass dies mit Hilfe z usätzlicher Abgasprüfungen möglich sei, dort werden sogar Kosten von ca. 2500 Euro genannt.

Wir wollen hier versuchen, etwas mehr Klarheit in diesem Punkt anzubieten.

Zunächst mal hat der Gesetzgeber im letzten Jahrhundert die Möglichkeit geschaffen, Fahrzeuge ohne spezielle Abgasreinigung (praktisch alle Autos vor Bj 1986) mit Hilfe einer Lambdaregelung und eines Katalysators (bei Ottomotoren) bzw. mit Hilfe eines Oxikats (bei Dieselmotoren) und mit Hilfe eines vereinfachten Zulassungsverfahrens (52te Ausnahmeverordnung zur StVZO) maximal in die Euro1 (Ottomotoren) bzw auch in die Euro2 oder mehr (bei Dieselmotoren) zu bringen.

Die Vereinfachung, welche durch diese 52te Ausnahmeverordnung bereitgestellt worden war, liegt in den wesentlichen Punkten darin, dass:

- nur ein Fahrzeug abgasgeprüft werden musste, um eine ganze Fahrzeugfamilie mit ähnlichen Motoren, aber unterschiedlichen Hubräumen und Leistungen abzudecken

- Automatik- und Schatgetriebe nicht getrennt geprüft werden mussten

- Die normalerweise für Euro-1-Autos mit Ottomotoren notwendige Prüfung der Verdunstung aus Kraftstoff und Kurbelgehäusesemissionen nicht durchgeführt werden musste.

Dieser letzte Punkt ist sehr aufwendig technisch in den Griff zu bekommen, da bei älteren Autos, speziell bei Vergasermotoren, immer Verdunstungsemissionen aus allen möglichen Quellen kommen - oder haben Sie schon mal einen alten Citroen DS in der Sonne stehen sehen, der nicht nach Benzin, heissem Öl, Unterbodenschutz und/oder heissen Kuststoffsitzen gerochen hat? Alle diese Emsiisonen werden bei der Prüfung im “shed” erfasst und gewogen, bei 2 unterschiedlichen Prüfungsteilen dürfen innerhalb von 24 Stunden max. 2 Gramm gemessen werden.

Wenn man bedenkt, dass alleine in einem Vergaser für zB einen Motor mit 2 ltr Hubraum etwa 60 Gramm Benzin in der Schwimmerkammer stehen, die bei heissem, stillstehendem Motor über die Schwimmerkammerentlüftung ganz oder mindestens teilweise in die Atmosphäre gehen, hat man einen Teil des Problems erkannt.

Theoretisch kann man diese Dämpfe in einem Aktivkohlefilter auffangen, der dann später bei laufendem Motor wieder entladen wird. Für die Nachrüstung von Vergaserautos müsste ein solcher Filter aber erst konstruiert und gebaut werden, es gibt sowas nicht am Markt.

Bei Einspritzfahrzeugen ist das kein grosses Problem, weil dort kein Kraftstoffdampf in die Atmosphäre gelangen kann, das Kraftstoffsystem ist vollständig geschlossen.

Zusätzlich ist bei älteren Autos immer die Frage, inwieweit Kraftstoffleitungen, Tanks, Tankdeckel, Kurbelgehäuseentlüftungen u.a. ausgetauscht werden müssen oder zB. für das eine Auto, welches zu Homologationszwecken geprüft werden soll, der komplette Unterbodenschutz und viele Kunststoffteile entfernt bzw. behandelt werden müssen. Der Aufwand ist ziemlich uferlos.

Beim Diesel stellt sich dieses Problem nicht so sehr, denn dort müssen keine Verdunstungsemissionen nachgewiesen werden. Der Siedepunkt von Dieselkraftstoff ist viel höher, er verdampft nicht so leicht wie Benzin.

Die Problematik bei Dieseln besteht darin, dass sie Russpartikel emittieren, welche im Abgastest vom Gesetzgeber limitiert werden (bei Euro1 sind es 0,18 Gramm / km, bei Euro2 nur noch 0,08 gr/km). Man könnte das in den Griff bekommen, wenn man mit mehr Luftüberschuss fahren würde, aber dann sinkt die Leistung des Autos und die ebenfalls limitierte Stickoxidemission steigt stark an. Moderne Motoren können das besser, weil dort durch motorinterne Massnahmen bereits viel niedrigere Emsissionen vorhanden sind. Einen MB W124 in die Euro2 zu bringen ist relativ einfach, aber beim W123 wird das schon sehr schwierig.

Wir haben das derzeit mal wieder bei dem Versuch, im Abgastest eine Euro2 für Volvo 7er / 9er Baureihe mit dem alten 2,4 ltr Dieselmotor von VW nachzuweisen, schmerzhaft erfahren müssen. Auch das dritte AUto, das wir auf dem Abgasprüfstand hatten, lag weit über den gesetzlich geforderten Grenzwerten - nach grossen Investitionen geben wir jetzt dieses Projekt auf.

Ein weiteres Problem bei der Euro2-Prüfung liegt darin, dass die ABE nur für genau den Typ des Prüfautos erteilt wird, eine Ausweitung auf andere Motoren oder Getriebearten ist nicht möglich. Das hiesse zB jeweils getrennte Tests für MB W123 200D, 220D, 240D, 300D, jeweils noch nach Automatik- und Schaltgetriebe getrennt, macht 8 Testdurchläufe á ca Eur 3000 bis 5000.

Partikelfilter? Kann man machen, die Technik ist verfügbar. Der finanzielle Aufwand liegt bei glattem Verlauf der Entwicklung und Prüfung bei etwa Eur 12.000. Aus diesem ´Grund werden von den grossen Produzenten sicher nur die Massenautos geprüft und umgerüstet werden können, die meisten Diesel vor Bj 99 werden bis auf weiteres draussen bleiben. Nischenautos, Merc. W123, Fiat Ducato, Citroen XM usw: nach unserem Ermessen kaum eine Chance auf Partikelfilter.

Am 14.12.06 sickerte eine noch nicht endgefasste Information aus dem Bundestag nach draussen. Die Bundesregierung antwortete auf eine Anfrage verschiedener Abgeordeter und der Fraktion der FDP bezüglich Fahrverboten für Oldtimer, dass:

- der Fahrzeugbestand von Autos mit H- und 07-Kennzeichen nur 0,44% gemessen am Gesamtbestand Kraftfahrzeuge in D sei.

- der Schadstoffausstoss aber überproportional hoch sei, nämlich 6% bei CO, 5% bei den HC, 3% bei den Nox, gemessen an den Emissionen aller KFZ in D. Gemessen an einem Euro-4-Motor seien die Emissionen bis zu 60 mal höher - einleuchtend, denn die ältern KFZ haben noch keine Abgasreinigungsanlage, hohen Kraftstoffverbrauch und veraltete Konstruktion des Motors.

- dass dennoch (Zitat): Aufgrund der der noch zu sammelnden Erfahrungen in der praktischen Anwendung der Kennzeichnungsverordnung wird die Bundesregierung die Erforderlichkeit einer abstrakt-generellen Ausnahmeregelung nochmals, auch unter den Aspekten der Förderung des Brauchtums und des Kulturgutes, prüfen.


12. Mai 2007:

In der Mai-Ausgabe der ADAC-Clubzeitung wurde gesagt, dass den neuesten Informationen zufolge alle Autos mit G-Kat vom Fahrverbot ausgenommen werden sollen.

Unserer meinung nach wäre das vollkommen sinnvoll, denn ein mit G-Kat nachgeüsteter Ottomotor hat etwa 95% weniger Schadstoffemissionen im Vergleich zu einem Auto ohne Kat. Ein Auto mit Euro2 emittiert gegenüber dem Euro-1-Auto lediglich etwa 2% weniger Schadstoffe. Der weitaus grösste Schritt zur Verminderung der Abgase findet zwischen “Euro0” (= ohne Katalysator) und Euro1 (= mit G-Kat) statt. Vielleicht können sich unsere Bürokraten in Berlin ausnahmsweise mal die vernünftige technische Betrachtungsweise zu eigen machen, wir hoffen es jedenfalls.

Die CO2-Emission muss aus dieser Debatte völlig draussen bleiben, denn die CO2-Emission gibt lediglich Auskunft über den Kraftstoffverbrauch. Da ist man doch mit einem älteren Golf3 oder BMW 525 und nachgerüstetem G-Kat weitaus besser bezüglich der CO2-Emission als zB mit einem der grossen modernen “Gelände”wagen, der ab Werk Euro4 hat, aber 15 oder 25 ltr auf 100 km verbraucht.

Etwa Mitte Mai 07 sollte die Endfassung dieses Gesetzes vorliegen. Wir werden Sie schnellstmöglich über das Ergebnis informieren.

Nach verschiedenen Anläufen, die bundesweit gültige Richtlinie durch den Bundesrat zu bringen und die Wünsche aller Bundesländer zu berücksichtigen, wurde am 21. Sept. der entwurf durchgewunken. Wesentliche Änderung zum alten Entwurf ist die Tatsache, dass alle Autos mit geregeltem Kat und Euro1 oder besser, also auch die Schlüsselnummern 01, o3(mit Einschränkungen), 77 eine grüne Plakette erhalten.

Oldtimer sind generell vom Fahrverbot nicht ausgenommen, aber den Kommunen wird vom Gesetzgeber empfohlen, hier groszügige Ausnehmeregelungen zu schaffen. Ebenso sollen Anwohner, Gewerbetreibende und andere hart betroffene Ausnehmeregelungen oder mindestens grosszügige Übergangsregelungen erhalten.

Den vollständigen Text kann man beim Bundesrat einsehen. Bitte folgenden Link anklicken und dann viel Geduld haben:

Link >>>

Weitere Informationen folgen.

14.1.2008

Mittlerweile greifen die ersten Fahrverbote. Die Kommunen haben im Gegensatz zu den früheren hehren Absichten des Städtetags nun doch beschlossen, die unsägliche Kleinstaaterei wieder aufleben zu lassen, die man schon im vorletzten Jahrhundert stolz war abgeschafft zu haben.

Wir warten jetzt darauf, dass Stuttgart, München, Hamburg und jede andere Grosstadt in Deutschland wieder einen eigenen Kalender, eigene Uhrzeit und eigene Währungen einführt, ganz zu schweigen von vorgeschriebener Robe für die Stadtverordneten und eigenen politischen Parteien. Ihr Herrn Stadtverordneten, jetzt ist konsequentes Handeln gefragt. Hohe HErren, nehmt die Ärsche von den bequemen Sesseln, hier ist Handlungsbedarf, hier sind Sie gefragt!! Lassen Sie doch ausnahmsweise mal Ihre Phantasie ein wenig spielen, es werden sich bestimmt überall Dinge finden, die Sie anders machen können als in der Nachbarstadt! Denken Sie doch mal über Feiertagstermine, Fernsehprogramme oder Staatsreligionen nach! Es soll doch nicht bei dem zwar hoffnungsvollen, aber doch wirklich marginalen Anfang der unterschiedlichen Fahrverbote bleiben!

Wir fragen uns allen Ernstes, ob der / die Gesetzgeber noch alle Schrauben im Motor haben. In Brüssel bemüht man sich um eine gemeinsame Währung für mehrere 100 Mio Menschen, in Deutschland muss man in jedem Dörfchen nachfragen, ob man mit seinem älteren oder exotischen Fahrzeug unter welchen Bedingungen sich der Stadt nähern oder gar hineinfahren darf.

Wir finden den ursprünglichen Zweck der Feinstaubrichtlinie in Ordnung, finden es aber absolut hirnrissig und unprofessionell, wie in vollkommen idiotischer Manier der Staat (dh. seine Beamten: die sind ohnehin die einzigen, die profitieren, indem sie wieder viele neue Arbeitsplätze in diesem Bereich schaffen - Autogenese von Arbeitsplätzen würde das ein Arzt nennen) wieder mal Chaos ausstreut und das auf dem Rücken des Autofahrers austrägt.

Aus der Weiterleitung der Information bezüglich Feinstaub und Plakettenverordnung an Sie steigen wir hiermit aus. Es wird uns zu unübersichtlich. Versuchen Sie bitte, auf der Homepage des ADAC die entsprechenden Informationen zu bekommen. Einen LInk zum ADAC können wir aus rechtlichen Gründen nicht schalten, aber wenn Sie adac.de in die Adresszeile Ihres Browsers eingeben, gelangen Sie ans Ziel.

 

21.11.2008

In der 3. Novemberwoche 2008 wird nochmal eins draufgesetzt: Das KBA zieht die Genehmigung zurück, Aufrüstungen von Euro1 auf 2 oder 3 mit Hilfe von Teilegutachten oder ABE durchzuführen. Damit sterben automatisch sehr viele noch gute Dieselfahrzeuge; hohe Summen, welche von Nachrüstern für Prüfkosten ausgegeben wurden, sind verloren. Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel, weil viele Nachrüstungen nicht mehr verkäuflich sind.

Das KBA sieht nur seine eigenen Belange: es kann kein BEtrug mehr mit den TGA durchgeführt werden, wie das in der Vergangenheit mehrmals gemacht wurde. Aber man sollte doch eine Möglichkeit geben, meinetwegen mit einer erweiterten oder zusätzlichen Pfüfung das investierte Geld nicht ganz in den Sand zu setzen, sondern den Fahrzeugbesitzern, der Umwelt und den Nachrüstern etwas Gutes zu tun. So etwas würde man win-win-Situation nennen.

Was das KBA hier gemacht hat, ist eine loose - loose- win Situation: die Nachrüster und die Fahrzeugbesitzter verlieren, die Umwelt verliert (die Produktion eines neuen Autos verursacht mehr Schadstoffe als das Auto im Lauf seines ganzen Lebens emittiert!!), einzig die Fahrzeughersteller gewinnen, weil sie mehr Autos verkaufen können (hoffen sie zum MIndesten!).

Also dann: Gute Fahrt!! Jeder, der ein älteres Auto ohne Abgasreinigung besitzt, kann bei uns nachfragen, ob wir nicht eine Lösung wissen. Oft wissen wir eine.

Freundliche Grüsse von Ihrem

matrix-Team.